FRANCEFER - Wirtschaftsbeziehungen jenseits des Rheins

„Frankreich? Das ist zu kompliziert!“ Die Vorbehalte deutscher Mittelständler gegenüber dem Nachbarland sitzen tief „Frankreich erscheint als schwer zu erreichender Markt“, sagt Evelyne Drouet. „Man muss Französisch sprechen, um durchzukommen.“ Für viele kleine und mittelständische Betriebe eine zu große Hürde, um mit den europäischen Nachbarn im Westen ins Geschäft zu kommen – und ein Vorteil für die französische Unternehmensberaterin. „International agierende Unternehmen können es sich nicht mehr leisten, ein großes europäisches Land einfach zu ignorieren, betont sie. „Und das gilt – branchenabhängig natürlich – auch für international ausgerichtete kleine und mittelständische Betriebe.“

Wo Unternehmen keine eigene Auslands- oder Exportabteilung unterhalten, dort wird Evelyne Drouet als externe Dienstleisterin aktiv und initiiert und pflegt Kontakte nach Frankreich. Sie berät und unterstützt deutsche Unternehmen bei der Akquisition von Kunden, Geschäftspartnern und Lieferanten, sie erstellt Marktstudien, Konkurrenz- und Bedarfsanalysen, sie unterstützt bei Ausschreibungen, passt Dokumente für den französischen Markt an, sie übersetzt, dolmetscht und sorgt für Verständigung bei Gesprächen und Verhandlungen. Und sie zeigt: Die sprachlichen Barrieren sind nur vordergründig das größte Hindernis für den Aufbau erfolgreicher Geschäftsbeziehungen. „Entscheidender ist das Wissen um die kulturellen Unterschiede und ein sensibler Umgang damit.“

[aus „wirtschaftsspiegel“, Informationen der IHK Nord Westfalen - 03/2007]

 

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Während Unternehmen sich auf Geschäfte mit asiatischen Ländern auch kulturell und kommunikativ vorbereiten, werde dies bei den europäischen Partnern häufig vernachlässigt. Evelyne Drouet öffnet die Klischee-Schubladen ungern, um zu beschreiben, wo die Missverständnisse zwischen Franzosen und Deutschen liegen: Deutsche Geschäftspartner haben häufig andere Vorstellungen von Planung, Pünktlichkeit und Tagesordnungen, sie sind mit anderen Zahlungsmodalitäten vertraut. „Meine Rolle ist, zu erklären, welche Umgangsformen und geschäftlichen Modalitäten in Frankreich herrschen.“ Dann lasse sich schnell eine gute Basis finden. Denn deutsche Unternehmen gelten in Frankreich gemeinhin als zuverlässige und faire Geschäftspartner.

Wie groß die kulturellen Unterschiede zwischen Frankreich und Deutschland sind, das hat Evelyne Drouet in den vergangenen Jahrzehnten selbst immer wieder erlebt. 1978 kam sie mit einem Hochschulabschluss als Wirtschaftsassistentin zum Deutschstudium nach Münster. Ein Jahr lang wollte sie bleiben. „Dann kam ein weiteres dazu, dann noch eins und noch eins…“ Seit fast 30 Jahren lebt die Französin inzwischen in Deutschland, sie hat hier eine Familie gegründet und eine Heimat gefunden. Welche Rolle die kulturellen Unterschiede zwischen beiden Ländern spielen, hat sie dabei täglich gespürt und sich immer damit auseinandergesetzt. So begreift sie beispielsweise bis heute nicht, warum sich Deutsche abhetzen, um pünktlich zu sein.

Ihre Kunden findet die heute 50-Jährige überwiegend in der Region. Und ist selbst überrascht, wie groß an einem Dienstleistungsstandort wie dem Münsterland das Potenzial mittelständischer produzierender Unternehmen ist. Als Freiberuflerin nutzt sie die Netzwerke vor Ort, ist im Exportkreis der IHK aktiv und profiliert sich als Frankreich-Expertin. Im „International Team“ des Verbandes deutscher Unternehmerinnen pflegt sie einen Austausch mit anderen international arbeitenden Unternehmerinnen und nutzt auch diesen zur Weiterentwicklung ihres eigenen Profils. „Ich arbeite gern in Teams“, sagt Evelyne Drouet, die seit Jahren mit einem Partner in Frankreich kooperiert, der dort als Deutscher ein vergleichbares Angebot macht. Eine gute Kooperation sei daraus entstanden und ein Modell für die Wachstumsperspektive von Francefer. Neben Frankreich hat die Unternehmerin längst die französischsprachigen Maghreb-Staaten im Blick, Märkte, für die sie sich weitere Projektpartner gut vorstellen kann – und brauchen wird.

Denn eine, die interkulturelles Fingerspitzengefühl hat, weiß: Nur Menschen, denen eine fremde Kultur vertraut ist, können in Unternehmen Türen öffnen.

[aus „wirtschaftsspiegel“, Informationen der IHK Nord Westfalen - 03/2007]

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